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Manfred Nistlgestorben am 12. November 2023

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Lieber Manfred,

erst neulich war ich auf einem klassischen Musikkonzert. Ein junger Klavierspieler spielte "Träumerei" von Robert Schumann (ein Stück, dass ich selber bei dir lernen durfte). Als er fertig war, brandete
Applaus auf, sichtlich zufrieden stand der junge Mann auf und dann...
ja dann ging er schnurstracks davon. Als langjähriger Schüler des Pianistl (so hast du dich selbst bezeichnet) ging bei mir ein Alarmzeichen an. Du hast mir damals beigebracht, dass man sich nach einer künstlerischen Darbietung stets verbeugt. Haltung annehmen und dann Kopf und Körper nach vorne beugen. Mit knapp 13 hab ich nicht verstanden, was diese Geste bedeuten soll, auch wenn du mir es immer wieder erklärt hast. Ich war schon groß gewachsen und etwas hüftsteif. Erst im späteren Alter habe ich den Sinn hinter dieser Geste verstanden.

Und solche Anekdoten gibt es häufiger. Immer wieder bringt mich der Alltag in Situationen, die mich an unsere gemeinsame Zeit erinnert. Etliches Wissen hat sich so bei mir eingebrannt. Ich kenne den Unterschied zwischen einem Stück und einem Lied, zwischen Subdominante und Dominante ( Grüße an die Tonika-Oase) und warum Mozart im Gegensatz zu Beethoven vom königlichen Hof gejagt wurde.

Diese Geschichten werde ich für immer behalten und weitererzählen. Und deshalb möchte ich mich heute bei dir bedanken, mit einer tiefen Verbeugung für alles was ich bei Dir in den Jahren lernen durfte. Für deine Erfahrung, das gemeinsame Miteinander auf Augenhöhe und auch dein ehrliches Interesse an meinem Lebenslauf. Das alles bleibt bei mir hängen und ich hoffe für alle da oben, dass sie in den Genuss deiner Improvisationskünste am Klavier kommen.